Kirchberghof-Betreiber in Herlinghausen sorgen sich um rückläufige Besucherzahlen

Seit über 35 Jahren ist der Kirchberghof in Herlinghausen weit mehr als nur ein Freizeitzentrum – und hält sich seit dem ersten Tag über Spenden. Jetzt machen den Betreibern rückläufige Übernachtungszahlen Sorgen.

Die Sonne bescheint den Innenhof, die vielen Bänke laden zum Verweilen ein und am frühen Morgen ist es angenehm ruhig. Zwei Mitarbeiter marschieren mit einer Leiter zu einem der vielen Gebäude. Irgendwo ist immer etwas zu tun auf dem Kirchberghof in Herlinghausen. Ein Ort der Aktion, aber auch des Innehaltens. Hofleiterin Gaby Jansen und ihr zehnköpfiges Team sorgen dafür, dass die Gäste sich wohlfühlen – und dennoch sind die Belegungszahlen rückläufig.

»Bei 21.600 Übernachtungen pro Jahr hätten wir Vollbelegung, das ist natürlich ein Traum«, sagt die Hofleiterin. Mit 12.000 Übernachtungen würde sich der Kirchberghof tragen. 2018 gab es jedoch nur 8000 Übernachtungen. Kurzfristige Absagen gebuchter Wochenenden und generell weniger Gäste machten dem Hof und dem Verein zu schaffen, sagt Gaby Jansen.

1983 entstand die Idee, aus einem alten Bauernhof einen Ort zu schaffen, an dem Menschen zusammen kommen, etwas über das Evangelium erfahren oder Lebenshilfe

bekommen können. Stück für Stück wuchs über all die Jahre mit Spenden und viel tatkräftiger ehrenamtlicher Hilfe der Kirchberghof. Der Trägerverein hat mittlerweile 31 Mitglieder, ist als Träger der Freien Jugendhilfe vom Kreis Höxter anerkannt und arbeitet überkonfessionell.

Aus dem Bauernhof der Familie Köther mit Wohnhaus, Stall und Scheune entstanden vor über 30 Jahren die ersten Zimmer, Sanitärräume und die Hof- und Sportscheune. Später kam das alte benachbarte Kettschauhaus, das vollkommen entkernt und mit vielen Spenden wieder aufgebaut wurde, dazu. Das wird heute die »Villa« genannt und bietet 14 Betten sowie einen Aufenthaltsraum mit Kamin. Es beherbergt in den oberen Stockwerken die Unterkünfte für die Absolventen des freiwilligen sozialen Jahres. Der »Kotten«, ebenfalls ein benachbartes Haus wurde hergerichtet und bietet acht Betten. In der Deele stehen 15 Betten und zwei Sitzecken. Im Kuhstall gibt es 25 weitere Betten, Aufenthaltsraum und Waschräume. Insgesamt stehen 62 Betten zur Verfügung.

In der Sportscheune können neben vielen Sportarten wie Hockey, Tischtennis und Fußball auch die Kletterwand und die Jakobsleiter, eine übergroße Strickleiter, genutzt werden. In der Hofscheune stehen Billardtische, Kicker und Spiele bereit.

»Unsere Gäste fordern uns heraus und wir wollen, dass sie eine gute Zeit bei uns haben«, bringt es die Chefin auf den Punkt. Bei den Kindern und Jugendlichen werde bei den verschiedenen Sport-, Spiel- und Erkundungsaktivitäten der Teamgeist gefördert, schlummernde Talente würden ans Licht geholt und es werde auch schon mal »der Weg zum eigenen Ich gefunden«, sagt Gaby Jansen.

Der Trägerverein des Kirchberghofes finanziert sich ausschließlich über Spenden. Die Mitglieder leisten dabei sehr viele ehrenamtliche Stunden im und am Gebäude. »Es gibt ganz viele Beispiele für Hilfeleistungen. Da gibt es Menschen, die regelmäßig spenden, aber auch handwerkliche Hilfe und Handarbeit, die angeboten wird«, berichtet Jansen. Ohne diese Hilfe könne der Kirchberghof nicht existieren.

Zum Zweckbetrieb gehören auch die Camp-Wochen für Acht- bis Zwölfjährige in den Sommerferien, die von den vielen geschulten Ehrenamtlichen, die teilweise selbst einmal Campkinder waren, betreut werden. »Da wird abends am Lagerfeuer auf der eigenen Wiese Stockbrot gebacken und es werden Lieder gesungen. Die Eltern berichten, dass die Kinder nach der Heimkehr müde aber glücklich singend in der Badewanne sitzen und davon berichten. Wenn wir das hören, wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben«, erklärt Jansen. Doch ein Überschuss werde hier nicht erwirtschaftet. Der müsse über die Gästehäuser hereinkommen. »Durch die verschieden großen Räume können wir verschiedenen Gruppen das passende Ambiente bieten«, weiß Jansen.

Die Schulen nutzen den Kirchberghof unter anderem für die Schülerakademie »Mathematik« oder einen gemeinsamen Tag mit Essen, Gesprächsrunden und Sport. Außerdem können Teencamps, Konfirmanden-Wochenenden, Kindergeburtstage, Familientreffen, Tanzclub- und Musicalproben veranstaltet werden. Zudem gibt es mit dem Hofcafé noch einen beliebten Anlaufpunkt mitten im Dorf.

Was in vielen Jahren geschaffen wurde, muss stets auf dem neusten Stand gehalten werden. Renovierungs- und Umbaumaßnahmen stehen dadurch immer auf dem Plan – und dafür wird Geld benötigt. Für die Anschaffung einer neuen Spülmaschine, eines Komi-Dämpfers und eines Eisschrankes wird schon gespart.

Hofleiterin Gaby Jansen hofft, dass die Übernachtungszahlen auf dem Kirchberghof wieder ansteigen.
Hofleiterin Gaby Jansen hofft, dass die Übernachtungszahlen auf dem Kirchberghof wieder ansteigen.

Bericht und Foto: Westfalenblatt, 09.03.2019, Astrid E. Hoffmann