Der neue Radweg zwischen den Warburger Ortsteilen Herlinghausen und Dalheim wurde am Freitag, 23. August 2024, endlich offiziell eröffnet. Damit findet eine fast 25-jährige Planungszeit ihren krönenden Abschluss.
Bürgermeister Tobias Scherf betonte vor Ort das Zusammenwirken vieler Kräfte, das zum Erfolg des Projektes geführt hat. Auch der Erfolg von E-Bikes in der Gesellschaft habe dem Projekt zu neuem Schwung verholfen. Der Radwegbau sei „eine gute Entscheidung“ gewesen, bilanzierte er angesichts der vielen Gäste, die zur Eröffnung gekommen waren.
Das sah auch Alexander Neumann, Ortsvorsteher von Herlinghausen, so. „Dieser Radweg wird von Jung und Alt genutzt und viel Freude bereiten“, war sich Neumann in seiner Ansprache sicher. Besonders freute ihn, dass auch Radweg-Akteure der ersten Stunde zum Termin gekommen waren. Unter ihnen war etwa Neumanns Vorgänger im Amt, Peter Kramer.
Akteure meisterten Höhen und Tiefen
Mit der Fertigstellung endet eine sehr lange Planungsphase, in welcher die Akteure Höhen und Tiefen meisterten – teilweise sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Auch war das Projekt zeitweise mit politischem Streit verbunden. Überlegungen für den Radweg zwischen Dalheim und Herlinghausen gab es bereits Mitte der 1990er-Jahre. 2001 beantragte der Ort das Vorhaben dann beim damaligen Bürgermeister Walter Hellmuth.
Aufgrund von Grundstücksfragen stoppte das Projekt zunächst. Ebenso ein zweiter Anlauf, der im Jahr 2006 versucht wurde. Ein dritter Versuch wurde schließlich im Oktober 2018 gewagt. Zwischenzeitlich wurde aus der Strecke auch ein Rad- und Gehweg. Am 8. Dezember 2023 schließlich konnte der erste, symbolische Spatenstich getätigt werden.
Gesamtkosten: Etwa 720.000 Euro
Der Geh- und Radweg beginnt am Sportplatz in Herlinghausen, dann führt er über einen Wirtschaftsweg. Dieser wurde instandgesetzt und verbreitert. Dann geht es in Richtung des Baches „Bigge“, die Trasse folgt dann links dem Bachverlauf. Auf halber Strecke wurde als Querung über den Bach eine Holzbrücke errichtet.
Am Rand des Naturschutzgebietes geht es dann bis nach Dalheim zur Straße „Zur Diemelmühle“. Im Bach-Naturschutzbereich wird mit speziellem Drainasphalt gearbeitet, damit das Wasser dort versickern kann. Das Längsgefälle beträgt bis zu sechs Prozent, mit Ausnahme eines 29 Meter langen Abschnittes, dort werden es zehn Prozent sein.
Die Streckenführung hatte sich im Laufe der Zeit geändert. Aufgrund der zu erwartenden hohen Baukosten war vor Jahren etwa eine Trasse im Gespräch, die entlang der K24 verläuft und dann über Wirtschaftswege einen steilen Berg hinab und vorbei am Hof Grote nach Dalheim geführt hätte. Aufgrund vieler Steigungen (bis zu 15 Prozent) wurde die Idee nicht umgesetzt.
Die Umsetzung der nur 1,5 Kilometer langen Strecke hat insgesamt etwa 720.000 Euro gekostet. Der Großteil davon – etwa 685.000 Euro – wurde aus Bundes- und Landesmitteln gefördert. Die Stadt Warburg selbst musste am Ende daher „nur“ einen Anteil von etwa 36.000 Euro bezahlen.
Bericht: Westfalenblatt (Daniel Lüns) vom 24.08.2024
Kommentar von Daniel Lüns (Westfalenblatt):
Dieser Radweg musste einfach sein
Muss man wirklich mehr als 720.000 Euro in die Hand nehmen, um zwei kleine Dörfer in der Börde zu verbinden? Diese ketzerische Frage muss bei dem Projekt Radweg Dalheim-Herlinghausen – der zudem lediglich 1,5 Kilometer misst – erlaubt sein. Ebenso wie die Antwort: Ja, man muss.
Denn für das Projekt sprechen gleich mehrere Gründe. Die wichtigsten wohnen gleich vor Ort: Mindestens seit 2001 haben die Bürger aus Dalheim und Herlinghausen immer wieder energisch versucht, ihren Radweg umsetzen zu lassen. Dass es dabei zwischendurch politisch auch Knatsch gab, hätte nicht sein müssen. Da hätten die einzelnen Parteien mehr aufeinander zugehen können.
Dass das Projekt zum Beispiel einmal als Bürgerantrag mitten im Jahr und ohne Idee für die Finanzierung gestellt worden war, stieß manchem im Stadtrat sauer auf. Andererseits: Dass CDU-Chef Hubertus Kuhaupt es damals gar als „Unverschämtheit“ bezeichnet hatte, ein so teures Projekt mit so einem Nachdruck zu fordern, können die Dalheimer und Herlinghausener heute als Kompliment verbuchen – nur durch ihren unermüdlichen Kampf für die Sache haben sie ihren Weg ja letztlich bekommen.
Der dient übrigens nicht nur dazu, dass sich die etwa 70 Dalheimer und 400 Herlinghausener regelmäßig zum Kaffeetrinken einladen können. Durch den Anschluss der Trasse an den Diemelradweg profitieren auch überregionale Radler von dem Projekt – und damit wiederum der Tourismus vor Ort. Gekostet hat das Gesamtpaket natürlich trotzdem eine ganze Menge Geld.
Man muss aber auch so fair sein und bedenken, dass der Großteil davon aus Fördermitteln stammt. Etwa 36.000 Euro sind es, welche die Stadt Warburg als Eigenanteil beisteuern muss. Auch das ist natürlich viel Geld. Reichlich mehr Lehrgeld wäre es aber gewesen, wenn man die sehr hohe Förderung ausgeschlagen und damit eine tolle Chance ungenutzt gelassen hätte. Das hätte man dem Wähler aber auch nicht mehr vermitteln können.
Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht noch einmal so lange dauern wird, bis in Warburg ein Dorf-Radweg-Projekt eröffnet wird. Alleine schon aus Gründen des Klimaschutzes werden die Bürger darauf sicher kein Vierteljahrhundert mehr warten (wollen).