Schülerakademie in Herlinghausen

Talente lösen auf dem Kirchberghof kniffelige Mathe-Probleme

In Herlinghausen haben 50 Schüler Ende April außerhalb des Klassenraumes Mathe gelernt. Doch nicht irgendwelche Schulbuchaufgaben: Die Sechstklässler sind mathematisch besonders begabt. Sie haben in kurzer Zeit fünf eigene Projekte erarbeitet.

Die Organisatoren haben einzig die Themen und Materialien bereitgestellt, den Rest haben die Schüler selbstständig erarbeitet – manchmal mithilfe der 14 Betreuer. Am Mittwoch (30. April) stellten die Kinder ihre Projekte den Eltern vor – Erstaunen weit und breit.

Die Schülerakademie Mathematik fördert seit 20 Jahren mathematisch begabte Schüler, damit sie an einem anderen Ort lernen können. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Kinder sich am ersten Tag nicht kennen, am dritten Tag aber unzertrennlich geworden sind“, sagt Rainer Menze, Fachdezernent für Mathematik in der Bezirksregierung.

Aus jeder Schule dürfen nämlich maximal zwei Schüler teilnehmen. So kommen die Kinder von knapp 50 verschiedenen Schulen aus ganz OWL: aus Paderborn, Harsewinkel, Horn Bad Meinberg, Gütersloh, Warburg und vielen anderen.

Aus fünf Projekten haben die Schüler gewählt: Escape-Room, Schachbrett-Wärter-Problem, Archimedische Körper, Kryptologie und Weltrekorde.

Wie sich Werte auf einen Grenzwert hin entwickeln, lernen Schüler normalerweise erst in der elften Klasse. Bei der Matheakademie haben die Sechstklässler aber schon mit Datenrecherche und Simulationen die Weltrekorde der olympischen Spiele untersucht. Mithilfe eines Mini-Computers hat die Gruppe Blockprogrammierungen vorgenommen und ein sprechendes Plakat gebastelt.

Die Gruppe Kryptologie hat sich mit Algebra und Wahrscheinlichkeitsrechnung befasst. Dabei wurden mittels verschiedener Techniken von der spartanischen Skytale bis zur Verschlüsselung mit Matrizen am PC Nachrichten chiffriert und dechiffriert.

Escape-Room

„Wir sind mit einem Flugzeug abgestürzt und müssen nun Hilfe anfordern“, erklären die Schüler, die an einem Escape-Room gearbeitet haben. Um Hilfe zu bekommen, müssen die Eltern Rätsel lösen, die die Schüler selbstständig erstellt haben.

Zuerst müssen die Eltern bei der Vorstellung einen Hilfezettel suchen, auf dem die Schritte zur Rettung notiert sind. Eine der Aufgaben schreibt vor, in einem alten Schrank nach weiteren Hinweisen zu suchen.

Rätsel über Rätsel

Sie finden einen Zettel: „Wer geht morgens schlafen und steht abends wieder auf? Schau durch ein Loch und finde das nächste Rätsel“, heißt es auf dem Zettel weiter. „Der Mond!“, wissen die Eltern und schauen durch das Auge hindurch. Das nächste Rätsel befindet sich draußen.

Am Ende haben die Eltern den Escape-Room erfolgreich gelöst und konnten so Hilfe anfordern.

Archimedische Körper

Die Gruppe „Archimedische Körper“ hat Eigenschaften dieser Modelle erkundet, Kantenmodelle gebaut und in der Werkstatt des Kirchberghofes reale Holzmodelle angefertigt. In der Schule können Schüler diese handwerklichen Erfahrungen nur selten sammeln.

„Zunächst haben wir die Körper aufgezeichnet, dann ausgesägt und dann geschmirgelt“, erklärt ein Schüler. Sie haben auch einen eigenen Körper erfunden: den Polyeder. Er kann auf all seinen Flächen sitzen. Die Formel dafür lautet „e+f=2+k“, wobei „f“ für die Fläche und „k“ für die Kanten steht.

Schachbrett-Problem

Beim Schachbrett-Wärter-Problem werden Informatik und Logik verbunden. Die Aufgabe: „Zwei Gefangene, ein Wärter, ein Schachbrett mit 16 Feldern und ebenso viele Münzen mit je einer gelben und einer roten Seite. Unter einer Münze liegt ein Schlüssel. Finden die Gefangenen ihn, sind sie frei“, erklärt ein Schüler.

Ein Gefangener beobachtet, wie der Wärter den Schlüssel versteckt. Er darf dem zweiten aber nur einen einzigen Hinweis geben, indem er eine einzige Münze umdreht. Diese Handlung muss gut überlegt sein, denn sie dient als verschlüsselter Hinweis auf die Position des Schlüssels.

Der Schlüssel zum Erfolg

Die Eltern durften es auch ausprobieren: Sie legten die Münzen beliebig aus und bestimmten die Position des Schlüssels. Danach berechnete der erste Gefangene, welche Münze er umdrehen muss für den Hinweis an den zweiten Gefangenen. Dann hat der zweite Gefangene anhand des Münzmusters berechnet, wo sich der Schlüssel befindet – mit Erfolg.

Im August geht es weiter

Die nächste Mathe-Akademie ist schon geplant: „Am ersten Wochenende nach den Sommerferien geht es in die nächste Runde“, sagt Rainer Menze. Sechs Wochen vorher lade er normalerweise immer die Schüler ein, in dem Fall werde er die Einladungen Mitte Juni verschicken. „Ohne die Osthushenrich-Stiftung wären diese Tage außerhalb des Klassenraumes nicht möglich. Die Stiftung unterstützt diese mathematische Begabtenförderung finanziell und dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Rainer Menze.

Bericht: Westfalenblatt (Johanna Pape) vom 03.05.2025